Foto: Candy Box
Stellen wir uns vor, es ist September und wir sitzen im Straßencafé. Die Sonne scheint, es ist warm und wir genießen unseren Latte Macchiato. Auf der Straße und im Café sind wieder Menschen.
Ist alles so wie früher? Schmeckt der Latte Macchiato wie früher, vor Corona? Oder sogar besser? Wie leben, arbeiten und konsumieren wir nun in Zeiten nach Corona, oder besser gesagt, in Zeiten mit Corona.
Nach einer ersten Schockstarre fühlten sich viele von uns erleichtert, den Lockdown und das damit verbundene Zeit-Jonglieren und Improvisieren gemeistert zu haben. Wir merken, dass Verzicht nicht unbedingt Verlust bedeuten muss, sondern sich sogar neue Möglichkeiten eröffnet haben.
Die körperliche Distanz, die der Virus mit sich brachte, bedeutete gleichzeitig auch neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose geworden waren. Menschen, die vor Corona nie zur Ruhe kamen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge und Radtouren. Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult.
Heute im Spätsommer, gibt es wieder ein öffentliches Leben. Wir gehen gerne zu unserem Bäcker um die Ecke und kaufen neue Outfits in unserem Lieblingsgeschäft. Wir kaufen dort wo wir auch vor Corona Stammkunde waren. Wir als Verbraucher setzen damit eher auf Bekanntes – vor Neues. Unser Grundbedürfnis nach persönlicher Sicherheit und Vorhersehbarkeit ist gestiegen. Loyalität zu etablierten Marken ist im Allgemeinen nach Krisenzeiten deutlich erkennbar. Zudem schreiben Konsumenten Marken verstärkt soziale Verantwortung zu. Zeigt die Marke, dass sie auf die Krise angemessen reagieren kann?
Neben Altbekanntem, ist nun auch das Homeoffice für Viele selbstverständlich. Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen vor Corona immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser), bleiben durchaus praktikabel und produktiv. Ortsnahe Produktionen boomen, das Geschäftsleben wird lokaler, Unternehmer setzen wieder verstärkt auf lokale Partnerschaften, das Handwerk erlebt eine Renaissance.
Unser neues Leben nach Corona – oder besser mit Corona.
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